In den Schweizer Bergen wird von der Technischen Universität
Braunschweig und der TU München ein System getestet, das die Fliegerei revolutionieren
könnte.
Der Pilot wird die Maschine mit einer Cyberbrille in einer von
einem Computer errechneten künstlichen Landschaft fliegen. Zwei Miniaturbildschirme, die
ihm jede Sicht nach außen verwehren, lassen den Piloten in eine virtuelle Welt
eintauchen. Doch die Welt, die sich vor den Augen des Piloten auftut, ist keine
Scheinwelt. Alle Objekte, egal ob Berge oder Wälder, Straßen oder Flughafengebäude,
sind exakt dort, wo der Compute sie anzeigt. Selbst die Markierungen der Startbahn
stimmen. In den vergangenen Jahren ist es immer wieder zu Flugzeugkatastrophen gekommen,
bei denen Piloten ihre Maschine bei schlechter Sicht gegen einen Berg gesteuert hatten.
Der Grund dafür war, daß sie ihre Instrumente falsch interpretiert, oder einfach die
Orientierung verloren hatten. Durch die künstliche Sicht aus dem Computer könnten solche
Unfälle in Zukunft vermieden werden. Der Pilot sieht mit der Cyberbrille zwar aus wie ein
zu groß geratenes Insekt, die beiden Monitore liefern aber auch bei dichtestem Nebel ein
klares Bild. Dicht verbautes Gebiet wird noch recht schematisch dargestellt, nur wichtige
Orientierungspunkte wie etwa Kirchen und die Landschaft sind naturgetreu im Computer
nachgebildet. Damit man alles so realistisch darstellen kann, braucht man einen
leistungsstarken Computer. So mußten die Wissenschafter einen rund dreieinhalb Millionen
Schilling teuren Rechner in das Flugzeug einbauen, der Grafiken mehr als 100 mal schneller
darstellen kann als ein herkömmlicher PC. Das nächste Problem war die genaue Bestimmung
der Position des Flugzeugs. Dazu verwenden die Wissenschafter modernste
Satellitennavigation. Das Flugzeug empfängt die Signale von biszu 8
GPS-Navigationssatelliten. Doch das Signal, das zivilen Anwendern zur Verfügung steht ist
fehlerhaft, man kann die Position eines Flugzeugs nur auf 100 Meter genau ermitteln. Um
die Maschine auch landen zu können, muß man aber viel genauere Daten haben. Das gelang
den Wissenschaftern mit einem Trick. Sie stellten eine GPS-Antenne an den Rand der
Startbahn, dann wurde die Position dieser Antenne genau vermessen. Jetzt empfängt sie
ebenfalls die Signale der Navigationssatelliten und schickt eine genaue Fehleranalyse an
das Flugzeug. Die Computer an Bord können so die Position der Maschine auf einen Meter
genau bestimmen. Doch in den engen Bergtälern fällt der Empfang der Satellitensignale
häufig aus. Aber auch in solchen Situationen wissen sich die Wissenschafter zu helfen.
Ist die Verbindung zu den Satelliten gestört, fliegen sie mit Trägheitsnavigation
weiter. Der Cyberspace im Flugzeug geht aber noch weiter. So können Flugdaten, wie ein
künstlicher Horizont, oder die aktuelle Geschwindigkeit einfach eingeblendet werden. Am
spektakulärsten ist wohl der "Tunnel", der den "Virtuellen Piloten"
auf dem sichersten Weg ans Ziel bringt. Da sich das ganze System noch in einem Teststadium
befindet, sitzt - für alle Fälle - ein zweiter Pilot im Cockpit. Doch bis jetzt sind die
Testpiloten noch immer im 30 mal 60 Meter großen Tunnel sicher zur Erde zurück gekehrt.
Die künstliche Sicht aus dem Computer bietet noch weitere Vorteile. Starts können auf
Flughäfen im Gebirge dramatisch verlaufen. Fällt eine Turbine aus, dann kommt die
Maschine mit einem Triebwerk meist nicht