Die Presse über uns: Ein Interview von Susi Lizka vom Falter (im Internet unter: http://www.ping.at/X.it/spaceit.html#spacea2 zu finden! --------------------------------------------------------------------------- space->it Alles Cyber, oder was? Seit Jahresanfang gibt es in Wien eine neue Möglichkeit der Flucht aus österreich. Und das ganz ohne Abschiebungsformalitäten. Nur der Aufenthalt ist etwas teuer. - Losungswort VR... Reisebericht von Susi Litzka Draußen steht eindeutig mehr Publikum als drinnen. Trotz Regens drücken sich einige der Passanten ihre Nasen an der großen Schaufensterscheibe platt. Bestaunt werden drei Burschen. Jeder steht in einem eigenartigen Ding, das ihn offenbar davon abhalten soll, in der Hitze des Gefechts allzu sehr die Orientierung zu verlieren. Sehen können sie sicher nichts. Zumindest nichts, was von dieser Welt ist. Hinten an der Bar - scheinbar das einzige, das dem Lokal den Namen "Cafe" verliehen hat - schlürfen zwei andere ihr Cola. Durchschnittsalter der Burschen: 17 Jahre. Seit Anfang 1995 hat im ersten Bezirk in der Postpassage am Schwedenplatz das "Virtuality-Cafe", der VR-Treffpunkt "Cyberspace" geöffnet. Wer für 5 Minuten Spielzeit 45 Schilling aufbringt, der hat die Möglichkeit, sich für diesen kurzen Zeitraum in völlig andere Welten zu begeben. Auf spielerische Weise natürlich. Man bekommt eine Art Brille aufgesetzt, den "Head-Mounted-Display", dessen zwei Mini-Bildschirme in Augenhöhe den Ausflug in eine andere Realität ermöglichen. Man wählt sich eines der vier Spiele aus und kann sich dann mittels Kopfbewegung und "Joystick" in der ausgestreckten Hand durch neue Welten bewegen. Abgeschottet von der Außenwelt und eingetaucht in die Virtuelle Realität. Könnte man das nicht auch als Flucht vor der tatsächlichen Realität bezeichnen? "Nein, das sicher nicht", meint Alex, einer der colaschlürfenden Typen. "Es ist doch ein ganz klarer Unterschied zwischen einem Spiel und der Wirklichkeit." Der andere, Joe, schaltet sich ein: "Außerdem ist es absolut an den Haaren herbeigezogen, zu glauben, man könnte bei den Preisen auf Dauer irgendwohin flüchten. Es macht einfach Spaß, sich ab und zu beim Virtuality-Boxing herumzuprügeln, ohne nachher Blaue Flecken zu riskieren." "Virtuality-Boxing" - das ist eines der vier Spiele, in dem man gegen ein computeranimiertes Gegenüber kämpft. Denn alle VR-Welten beruhen auf dem, eigentlich seit Urzeiten bekannten Prinzip des (gewalttätigen) Kämpfens um den Sieg. Zwar sollte die VR die gewaltfreie Unterhaltung als Zielsetzung haben, aber solange nichts anderes am Markt ist, wird man sich halt nach wie vor mit Boxkämpfen, feindlichen UFOs und anderen Problemen unterhalten müssen. ### Im Cyberspace-Cafe tagt außerdem jeden ersten Mittwoch im Monat ab 18 Uhr der "Virtual Reality Club". Man tauscht Erfahrungen aus, unterstützt einander in Sachen VR, und unterhält sich über Multimedia. Hier ein virtuell über die Black Box geführtes Interview mit Oliver Zoffi vom VR-Club. x>itWas will der VR-Club? Oliver Grundsätzlich beschäftigen wir uns neben dem Thema VIRTUAL REALITY auch mit MULTIMEDIA und dem INTERNET. Wir, vom VIRTUALLITY CLUB AUSTRIA bilden uns ein, über diese Themen mehr zu wissen, als so mancher Yuppie. Ich selbst zähle mit meinen 35 Jahren schon fast zu den Großvätern der EDV, der sich schon seit 20 Jahren mit Elektronik und seit 15 Jahren mit Computern auseinander setzt. WIR wollen allen Interessierten mit entsprechenden Grundwissen über Computer unser Wissen und Know-how zur Verfügung stellen. Wir wollen auch ein Verein sein, der gerade Pioniere (fast hätte ich Veteranen gesagt) anspricht. x>itWie lange existiert der VR-Club? Oliver Offiziell gibt es uns erst seit 5.2.1995 Die Idee zu einem derartigen Verein haben wir (Wolfgang Nagy und ich) im Sommer 1994 bei langen Strandspaziergängen geboren. Grundsätzlich ist jeder erwünscht, der sich entsprechend benehmen kann, keiner radikalen Gruppe angehört, nicht kriminell ist, uns und unseren Mitgliedern zu Gesicht steht und über das nötige Kleingeld verfügt, daß er sich ein derartiges Hobby überhaupt leisten kann. Da wir ja doch eher eine Randgruppe ansprechen, nicht gerade der Club für Jedermann sind (siehe unsere Themen...) dürfen wir derzeit leider erst noch 5 Mitglieder zählen (aber das wird sich ja hoffentlich bald ändern). x>it Wird nur über VR/Multimedia im technischen Sinn geredet, oder auch über politische, gesellschaftliche Auswirkungen? Oliver Derzeit interessiert uns nur die technische Seite. Wir alle sind irgendwie Spinner, denen es gar nicht in den Sinn kommt, daß unser Themengebiet (VR/MM und Internet) auch irgendwie andere Auswirkungen auf Politik oder Gesellschaft haben könnte. Natürlich habe ich mich damit schon auseinander gesetzt und mit anderen Personen, die dem gegenüber eher skeptisch sind, philosophiert. Ich persönlich bin der Ansicht, daß es völlig egal ist, was man einer Gesellschaft gibt, es kommt immer auf das Individuum an, was es daraus macht. x>it Wie denkst Du über Gewalt, Eskapismus, Radikalisierung? Oliver Weil ich glaube, daß VR nicht wirklich eine Auswirkung, sondern nur eine Folgeerscheinung unserer Gesellschaft ist (VR gibt es ansich ja schon seit es Menschen gibt - früher hat man sich halt ohne technische Hilfsmittel in eine virtuelle Welt versetzt - z.B. durch Bücher..), kann diese Technologie auch weder Gewalt noch Eskapismus oder Radikalismus hervorbringen. Die gibt und gab es auch schon vorher OHNE VR!!!!!! Außerdem ist die derzeitige Technik noch eher eine Spielerei. Also für echte Fanatiker unbrauchbar. x>it Was kostet VR? Oliver Für den Heimbereich genügt schon ein einfacher PC (486er DX2/66MHz) mit CD-ROM und Soundkarte = Kostenpunkt so ca. 10.000 bis 20.000 öS. Derzeit ist die VR-Software für den Heimbereich als SHAREWARE aus dem INTERNET oder von diversen CD's verfügbar (kostet also fast nix.). Ein professioneller Datenhandschuh kostet ca. 200.000 öS. Im Vergleich bekommt man für zu Hause den Powerglove (ein Spielzeug, aber prinzipiell das Gleiche) für ca. 3000,-- Für einen Datenhelm zahlt man im Heimbereich ca. 16.000,--, im professionellen Bereich - wenn es was Besseres sein soll schon ca. 500.000 öS. Auch der PC ist dann kein 486'er PC, sondern z.B. eine SILICON GRAFIX um, na sagen wir einmal so 200.000 öS ? Im Internationalen Vergleich würde ich österreich - mit einer oder zwei Ausnahmen - eher als VR-Entwicklungsland sehen. Nicht weil wir zu dumm dazu sind, eher weil wir uns nicht vermarkten können. x>it Welche sinnvollen Anwendungsmöglichkeiten bietet VR? Oliver Es gibt und gab jede Menge sinnvolle Anwendungen, alleine wenn ich nur an diverse Flug-, oder Fahrsimulatoren denke. Geht man heute daran, Mediziner an virtuellen Patienten auszubilden, oder sitzt man zu Hause am Computer und doch am virtuellen Arbeitsplatz (Stichwort Teleworking), so wird es in Zukunft selbstverständlich sein, daß der Hausarzt an einem ganz anderen Ort sitzt und praktiziert, als der Patient. Die NASA hat da einige Projekte laufen, die heute schon mehr an einen SF-Film erinnern, als an die Realität. So wird z.B. einem Piloten in den Datenhelm die virtuelle Umgebung in ECHTZEIT eingeblendet. Dieser sieht seine Umgebung so Real, als wäre er wirklich da! Der "Virtual Reality Club" ist übrigens auch übers Internet zu erreichen: virtwolf@cso.co.at und ozoffi@cso.co.at Susi Litzka