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In den Schweizer Bergen wird von der Technischen Universität Braunschweig und der TU München ein System getestet, das die Fliegerei revolutionieren könnte.

pilot1.jpg (7734 Byte)Der Pilot wird die Maschine mit einer Cyberbrille in einer von einem Computer errechneten künstlichen Landschaft fliegen. Zwei Miniaturbildschirme, die ihm jede Sicht nach außen verwehren, lassen den Piloten in eine virtuelle Welt eintauchen. Doch die Welt, die sich vor den Augen des Piloten auftut, ist keine Scheinwelt. Alle Objekte, egal ob Berge oder Wälder, Straßen oder Flughafengebäude, sind exakt dort, wo der Compute sie anzeigt. Selbst die Markierungen der Startbahn stimmen. In den vergangenen Jahren ist es immer wieder zu Flugzeugkatastrophen gekommen, bei denen Piloten ihre Maschine bei schlechter Sicht gegen einen Berg gesteuert hatten. Der Grund dafür war, daß sie ihre Instrumente falsch interpretiert, oder einfach die Orientierung verloren hatten. Durch die künstliche Sicht aus dem Computer könnten solche Unfälle in Zukunft vermieden werden. Der Pilot sieht mit der Cyberbrille zwar aus wie ein zu groß geratenes Insekt, die beiden Monitore liefern aber auch bei dichtestem Nebel ein klares Bild. Dicht verbautes Gebiet wird noch recht schematisch dargestellt, nur wichtige Orientierungspunkte wie etwa Kirchen und die Landschaft sind naturgetreu im Computer nachgebildet. Damit man alles so realistisch darstellen kann, braucht man einen leistungsstarken Computer. So mußten die Wissenschafter einen rund dreieinhalb Millionen Schilling teuren Rechner in das Flugzeug einbauen, der Grafiken mehr als 100 mal schneller darstellen kann als ein herkömmlicher PC. Das nächste Problem war die genaue Bestimmung der Position des Flugzeugs. Dazu verwenden die Wissenschafter modernste Satellitennavigation. Das Flugzeug empfängt die Signale von biszu 8 GPS-Navigationssatelliten. Doch das Signal, das zivilen Anwendern zur Verfügung steht ist fehlerhaft, man kann die Position eines Flugzeugs nur auf 100 Meter genau ermitteln. Um die Maschine auch landen zu können, muß man aber viel genauere Daten haben. Das gelang den Wissenschaftern mit einem Trick. Sie stellten eine GPS-Antenne an den Rand der Startbahn, dann wurde die Position dieser Antenne genau vermessen. Jetzt empfängt sie ebenfalls die Signale der Navigationssatelliten und schickt eine genaue Fehleranalyse an das Flugzeug. Die Computer an Bord können so die Position der Maschine auf einen Meter genau bestimmen. Doch in den engen Bergtälern fällt der Empfang der Satellitensignale häufig aus. Aber auch in solchen Situationen wissen sich die Wissenschafter zu helfen. Ist die Verbindung zu den Satelliten gestört, fliegen sie mit Trägheitsnavigation weiter. Der Cyberspace im Flugzeug geht aber noch weiter. So können Flugdaten, wie ein künstlicher Horizont, oder die aktuelle Geschwindigkeit einfach eingeblendet werden. Am spektakulärsten ist wohl der "Tunnel", der den "Virtuellen Piloten" auf dem sichersten Weg ans Ziel bringt. Da sich das ganze System noch in einem Teststadium befindet, sitzt - für alle Fälle - ein zweiter Pilot im Cockpit. Doch bis jetzt sind die Testpiloten noch immer im 30 mal 60 Meter großen Tunnel sicher zur Erde zurück gekehrt. Die künstliche Sicht aus dem Computer bietet noch weitere Vorteile. Starts können auf Flughäfen im Gebirge dramatisch verlaufen. Fällt eine Turbine aus, dann kommt die Maschine mit einem Triebwerk meist nichtpilot2.jpg (5665 Byte) über die Berge. Dann heißt es für den Piloten Nerven bewahren und eine vorher festgelegte Notroute fliegen. Der "Virtuelle Pilot" spart kostbare Zeit ihm zeigt der Computer auf Knopfdruck einen Ausweg aus der brenzligen Situation. Der "Tunnel" führt ihn in ei-ner engen Kurve aus der Gefahrenzone hinaus auf den See. Neben all den Sicher-heitsaspekten könnte die künstliche Sicht aus dem Computer schon bald auch wirtschaftlich interessant sein, denn für viele Regionalflughäfen sind Instrumentenlandesysteme zu teuer. Sie können bei Schlechtwetter nicht angeflogen werden - und Flüge, die auf andere Flughäfen umgeleitet werden müssen - verursachen enorme Kosten. Der Pilot im Cyberspace landet bei dichtestem Nebel genauso sicher und pünktlich wie bei strahlendem Sonnenschein.

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